Interview: Digitalisierung Deutschlands und die Zukunft des Telefoniemarkts
OpenNumbers bietet ausschließlich Telefonieprodukte, wieso die Spezialisierung?
Bernd Büdenbender: Wir tun einfach das, was wir am besten können. Lorenz Barth und ich sowie viele unserer Kollegen sind schon seit Jahrzehnten in der Branche, haben viele technische Entwicklungen federführend mitbegleitet. Auch in den Branchenverbänden arbeiten wir umfassend an Innovationen rund um die Telefonie mit. So können wir unsere Kunden bestmöglich unterstützen.
Welchen Hintergrund haben die verschiedenen Module und Komplettangebote von OpenNumbers?
Lorenz Barth: Wir haben im Bereich der Telefonieanbieter sehr viele unterschiedliche Marktteilnehmer mit jeweils sehr eigenen Voraussetzungen. Einige verfügen zum Beispiel über ein eigenes Netz und möchten nur bestimmte Leistungen hinzukaufen. Andere wiederum haben mit Technik gar nichts zu tun und wollen nur als Reseller Telefonieleistungen mit anbieten.
Bernd Büdenbender: Und wer sich als Reseller nicht um die Technik kümmern will, der nutzt eben unser Komplettpaket, also die Whitelabel-Lösungen. Damit kann ein Anbieter eine vollständige, cloudbasierte Telefonanlage im Netz realisieren. Es sind lediglich Telefone beim Kunden vor Ort.
Wer hingegen gerne selbst zum Netzbetreiber werden möchte, aber Kosten und technischen Aufwand scheut, kann mit uns zum virtuellen Teilnehmernetzbetreiber (vTNB) werden. Dabei nutzt der Anbieter komplett unser hochmodernes NGN-Netz und kann so innerhalb weniger Wochen sein Angebot hochziehen. Dies kann bereits ab 90 Tagen geschehen. Es wäre sehr schwer, wollte man diese unterschiedlichen Anforderungen in nur wenigen Komplettangeboten bündeln.
Wie digital ist die TK-Branche in Deutschland?
Bernd Büdenbender: Noch nicht digital genug. Gerade in der Kommunikation zwischen den einzelnen EKPs läuft bei kleineren Anbietern immer noch vieles manuell, z. B. bei der Rufnummernportierung. Das ist natürlich mit viel Zeit verbunden und äußerst fehleranfällig. Auch hier wollen wir unter anderem mit unserem VaaS-Angebot Abhilfe schaffen.
Was bedeutet VaaS und welche Leistungen stehen dem Kunden zur Verfügung?
Lorenz Barth: VaaS steht für Vorabstimmung as a Service. Damit können EKPs ihre Portierungsvorabstimmung einfach digital erledigen. Seit Herbst 2019 bieten wir diesen Service als Erste in Deutschland an, waren damit Vorreiter auf diesem Gebiet.
Bernd Büdenbender: Die assistierte Portierungsvorabstimmung richtet sich vor allem an kleinere EKPs, die den technischen und administrativen Aufwand des digitalen Verfahrens scheuen und noch den altmodischen Weg per Fax gehen. Auf Wunsch können wir die Durchführung als Dienstleistung erbringen um Sie von allen lästigen administrativern Arbeiten zu entlasten.
Hierbei erhält der Kunde Zugang zur elektronischen WBCI-Schnittstelle und nutzt den ITU-Carriercode von OpenNumbers. Für eingehende Portierungen gibt er über ein Webportal die Portierungsdaten und das Portierungsformular ein, das zuvor vom Endkunden ausgefüllt wurde. Ist die Portierung erfolgreich abgestimmt, wird dem Kunden der Portierungstermin mitgeteilt.
Bei ausgehenden Portierungen leiten wir die Anfrage an unseren Kunden weiter, dieser übermittelt die notwendigen Daten per Webportal. So wird der Wechselprozess bei Neukunden schneller und mit geringeren Fehlerquoten abgewickelt.
Wie wichtig ist in Sachen Datensicherheit das Label „Made in Germany“?
Bernd Büdenbender: Für uns und viele unserer Kunden ist das sehr wichtig. Denn im Zuge der strengen DSGVO-Regelungen möchten sie verständlicherweise kein Risiko eingehen. Wir hosten unsere Systeme in Rechenzentren in Deutschland und legen mit einem georedundanten Setup höchsten Wert auf Sicherheit.
Welche Rolle spielt OpenNumbers in der Zukunft des Telefoniemarkts?
Lorenz Barth: Wir sehen uns als Mittler, der allen Marktteilnehmern, groß oder klein, den Schritt zur Digitalisierung eigener Telefonieangebote ermöglicht. Damit sind wir auch ein wichtiger Wegbereiter für eine Entbürokratisierung des Marktes, wie sie zum Beispiel im Rahmen des Europäischen Kodex für die elektronische Kommunikation (EECC) bzw. der TGK-Novelle gefordert wird.
Bernd Büdenbender: Unsere Kunden können auf bestehende Prozesse und eine gut funktionierende Infrastruktur zurückgreifen und so eigene Arbeitsabläufe schnell und ohne große Kosten oder personellen Mehraufwand digitalisieren.
Auch in Sachen Komplexität nehmen wir den kleineren Anbietern viel Druck, denn sie müssen sich nicht um technische Tests, Zertifikate oder die Modernisierung ihres eigenen Netzes kümmern. Auch die vertraglichen Regelungen mit anderen Netzbetreibern – wir haben inzwischen in Deutschland rund 600 EKPs – übernehmen wir. Dadurch lichtet sich dann auch der Vertragsdschungel etwas.
Unser Ziel ist es, möglichst alle Marktteilnehmer in die Zukunft des Telefoniemarkts mitzunehmen, damit dem Endkunden eine große Angebotsvielfalt erhalten bleibt.
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